Anerkenne Mitarbeiter und Du wirst anerkannt

Der folgende Text ist die ungekürzte Transkription  von „anerkenne Mitarbeiter und Du wirst anerkannt“, der 9. Folge  des Podcasts „wertschätzen und führen“. Der Beitrag ist lediglich zwecks besserer Lesbarkeit mit Überschriften versehen. Das PDF der Transkription steht in Kürze zum Download bereit. Die Folge steht unter anchor.fm/claudia-schulz sowie auf weiteren Plattformen wie spotify, apple und amazon u.a. zur Verfügung.

Hier findest du die Downloads zur 9. Folge

Los geht’s

Begrüßung

Hallo und herzlich willkommen. Wie schön, dass Du da bist.

Anerkenne Mitarbeiter und Du wirst anerkannt“, heißt diese Folge, und was darauf steht, steckt auch darin. Du erfährst, wie Du einen Menschen anerkennst, für den Dir partout keine Anerkennung einfallen will. Du hörst, was Kundinnen erlebt haben, die zu ihrer Wut und Enttäuschung Anerkennungen gesellt haben. Außerdem zeige ich Dir anhand eines Bildes, wie diese Sache mit den Anerkennungen funktioniert.

Ich bin Claudia Schulz, Inhaberin von Ereignis Coaching, Coach für Kommunikation in Unternehmen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten, und Autorin.
Mein Podcast „wertschätzen und führen“ bringt Dir die mächtigen Möglichkeiten näher, die Du hast, um eine Kultur der Wertschätzung in Dein Team zu tragen. Und was Du säst, wirst Du ernten. Du wirst an den Erlebnissen von Menschen teilhaben, die über ihren Schatten gesprungen sind. Und in diesem Podcast lernst Du Werkzeuge kennen, die Dich dabei unterstützen, das auch zu tun.
Dieser Podcast ist dann für Dich wertvoll, wenn Du selbst etwas bewegen möchtest. Sollte es Dir eher darum gehen, andere Menschen zu verändern, so wirst Du hier leider weniger fündig werden.

Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt

Bevor wir loslegen: Hast Du die 8. Folge noch im Ohr? Nein! Dann höre bitte zunächst „Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt“. Du hast wirklich viel, viel mehr von dieser 9. Folge, wenn Du mit der 8. Folge eine Basis legst. Die 8. Folge soll übrigens herausragend sein, höre ich – meine persönliche Lieblingsstelle ist die Sache mit dem Homerun und dem Baseball. Es lohnt sich wirklich, da noch einmal auf „Play“ zu drücken.
Ok.

Anerkenne Mitarbeiter und Du wirst anerkannt

Was kannst Du also tun, wenn Dir partout nichts in den Sinn kommen möchte, was anerkennenswert wäre?

Wie kann ich den anerkennen“, fragen mich meine Kundinnen und Kunden, dann oft schon lauter werdend, „der guckt mich nicht einmal an, wenn ich den Raum betrete, dann lässt er mich nicht aussprechen und sagt, es sei ihm – sch…egal, ob ich sein Verhalten respektlos finde oder nicht. Wie soll ich so jemanden anerkennen? Der ist doch unmöglich.“

Zunächst ist das ein Zeichen dafür, dass der Blick von der Arbeitsleistung auf die Person gewandert ist. Die Wut oder Enttäuschung, die Genervtheit oder Verletzung ist so groß, dass der Blick getrübt worden ist. Wenn dem so sein sollte, ist es erst einmal gut, das zu sehen.

Was kannst Du in solcher einer Situation tun, um Anerkennungen für Deinen Mitarbeiter zu finden?

Drei Dinge kannst Du tun:

  1. Du könntest einatmen, ausatmen, Schultern fallen lassen und lächeln, denn das, was da gerade passiert, ist normal.
  2. Du kannst Dich darüber freuen, dass Du wahrgenommen hast, dass Du Person und Handlung vermischt hast – vor dem Hören dieses Podcasts ist es Dir vielleicht noch nicht aufgefallen. Das allein ist ein riesengroßer Schritt.
  3. Das Drittens beinhaltet sogar zwei Alternativen
    A. Du kannst Dich in einen Moment versetzen, in dem Euer Verhältnis unbelastet war. Das kann etwa der Beginn des Arbeitsverhältnisses sein als Du Dich gefreut hast, dass die Mitarbeiterin den Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Gehe in dieses freudige Gefühl des damaligen Augenblicks, ohne wenn und aber.
    B. Möglich ist auch, etwas Erfreuliches zu nehmen, was andere von der Person berichtet haben, zu der Dir nichts einfallen will. Für diese konkrete Handlung kannst Du die fragliche Person auch anerkennen, wenn es Dich inspiriert.

Eine Anerkennung, die Du als Führungskraft einem Teammitglied schenkst, kann beispielsweise sein:

  • „ich freue mich, dass Du zu Annegret gesagt hast, Du würdest ihr Kundengespräch übernehmen
  • mir fällt ein Stein vom Herzen, dass Du den Dienst mit Ludwig getauscht hast
  • ich finde es großartig, dass Du in den letzten drei Monaten vier neue Kunden gewonnen hast

Was vor dem Komma steht, drückt, mit den Worten, die zu Dir passen, aus, dass Du Dich gefreut hast. Nach dem Komma steht, was mein Gegenüber konkret gemacht hat. Ich erläutere gleich, weshalb dieses Prinzip funktioniert. Lass mich Dir zunächst von zwei Kundinnen erzählen. Ich habe lediglich Namen und nebensächliche Details variiert, um die Anonymität der Kundinnen zu wahren. Was sie schildern zeigt, dass sie tatsächlich über ihren Schatten gesprungen sind. Sie haben Anerkennungen in das innere Gefühls- und Gedankenmeer aus Ärger, Wut und Enttäuschung eingeleitet. Und dann ist das Folgende geschehen …

Zoe

Eine Kundin, nennen wir sie Zoe, leitet ein zentrales Ressort in ihrem Unternehmen. Sie rief mich an, da sie seit Wochen den Geschäftsführer nicht gesehen hatte. Wütend, enttäuscht und besorgt hat sie sich gezeigt, weil wichtige Entscheidungen anstanden und weil sie sich zurückgesetzt gefühlt hat. „Was soll ich denn tun?“, hat sie mich gefragt. „Ich kann ihn doch nicht in mein Büro schleifen und ihn zwingen, sich mit mir abzusprechen!“ Sie schien wirklich entmutigt zu sein.

Ich habe sie gefragt, ob sie bereit wäre zu tun, was SIE tun könnte, um wieder ein gemeinsames Arbeiten in Gang zu bringen. „Ja, natürlich“, hat sie geantwortet, „aber ich kann doch nichts tun.“

Ich habe meine Frage wiederholt. „Bist Du bereit, alles zu tun, was Dir möglich ist, damit Eure Kommunikation wieder auf grün gesellt wird?“ – „Ja„, kam ihre Einwilligung.

Prima“, war meine Reaktion. „Dann wirst Du bitte das folgende tun. Ab sofort schenkst Du Dir selbst und Deinem Chef, jeden Tag Anerkennungen nach der KAI-Formel. Dich selbst anerkennst Du bitte fünf Mal pro Tag, Deinen Chef bitte drei Mal. Mehr darf es immer sein, aber das ist ein Minimum.“

Hm.

Ich konnte durch das Telefon förmlich sehen, wie Zoe mit den Augen gerollt hat. „Claudia, jetzt mal im Ernst, was soll das denn bitteschön bringen?

Zoe, ich habe Dich gefragt, ‚bist Du bereit, alles zu tun, was Dir möglich ist, damit Eure Kommunikation wieder auf grün gesellt wird?‘ – und Du hast Ja gesagt. Anerkennungen nach der KAI-Formel auszusprechen, ist Dir absolut möglich. Du kennst die KAI-Formel. Du musst ihm die Anerkennungen nicht einmal sagen, Du kannst sie auch einfach denken. Probiere es aus und beobachte, was geschieht.

Ich melde mich“, meinte Zoe.Nach 14 Tagen rief sich mich tatsächlich an und rief „Claudia, ich wollte Dich schon vergangene Woche anrufen. Du glaubst es nicht. Der Chef kam letzte Woche gleich drei Mal in mein Büro. Und weißt Du, was das beste ist? Der hat mich für meine Arbeit anerkannt!

Liebe Hörerin, lieber Hörer, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie ich mich über solche Momente freue. Du aber schnaubst möglicherweise aber innerlich und denkst: „Pffff – das kann ja jeder sagen“. Daher noch ein Erfahrungsbericht einer anderen Kundin.

Amelie

Eine Führungskraft, nennen wir sie Amelie, hatte auch Konflikte mit ihrem Chef. Und nicht nur sie, auch die Hälfte ihres Teams tat sich mit dem Vorgesetzten der direkten Chefin schwer. Diejenigen, die sich dazu geäußert haben, empfanden teils die Sprüche des Vorgesetzten verletzend, teils fühlten sich nicht respektiert. weil sie kein Ohr bei ihm fanden.

Um es abzukürzen: Auch Amelie und ihr Team habe ich dafür gewonnen, dass sie diesen Vorgesetzten anerkannten. Nach einigen Wochen habe ich mich bei Amelie erkundigt, was zuletzt gut funktioniert habe und bekam zu hören: „Na, der Chef ist häufiger da, und er hat eine Bitte von mir umgesetzt

Um ganz sicher zu sein, habe ich nachgefragt: „Als wir das Coaching begonnen haben, Amelie, war es für Euch ein Problem, dass der Chef selten anwesend war. Ihr hattet das Gefühl, dass er Euch kein Gehör schenke. Jetzt stellt Ihr fest, er sei häufiger anwesend, die Arbeit läuft besser und er hat erstmalig etwas umgesetzt, worum Ihr ihn gebeten habt. Ist das zutreffend?

Ja“, kam die Antwort, „und es war schon überraschend, das hat er noch nie gemacht, soweit ich mich erinnere“.

Komm, liebe Hörerin, lieber Hörer, das ist schon cool, oder?

Glück wird gemacht

Zu Beginn meiner Karriere als Coach dachte ich selbst noch, was für ein Zufall. Nachdem sich aber Jahr für Jahr diese Zufälle aneinandergereiht haben, ist es sehr, sehr wahrscheinlich, dass die Zufälle gar keine Zufälle sind.

Stattdessen sind wir Menschen die Ursache von Wirkung, wie es Bernd Osterhammel ausdrückt. Oder, um mit Peter Morgan Kash und Tom Monte zu sprechen: „Glück wird gemacht.“

Natürlich funktioniert es nicht 100%ig in jedem Moment. Natürlich gibt es Rückschläge. Aber der eigene Wirkungskreis ist so unendlich viel größer als es uns bewusst ist, und mit uns meine ich besonders uns Frauen. Was macht diese Ursache von Wirkung aus?

Das Bild vom Radiosender

Kein Mensch, der einmal Radio gehört hat, zweifelt daran, dass es Radiowellen gibt, obwohl sie unsichtbar sind. Ganz zu schweigen davon, was ein Handy alles überträgt.

Das Radio taugt ziemlich gut als Bild dafür, wie unsere Gedanken und Gefühle wirken. Wenn Du Dich für einen Radio-Sender entscheidest, wirst Du sicher einen Sender wählen, den Du gerne hörst. Natürlich gefällt Dir nicht jedes Lied und auch nicht jeder Wortbeitrag, aber ein Teil der Übertragung Deines Lieblingssenders deckt sich mit dem, was Du gerne magst.

 

Deine Gedanken und Gefühle kannst Du Dir als jeweiligen Kanal vorstellen, auf dem Dein inneres Radio sendet. Das Unterbewusstsein Deines Gegenübers sucht wiederum nach einem Radiokanal, der zu den Gedanken und Gefühlen Deines Gegenübers passt. Der Volksmund sagt dazu „gleich und gleich gesellt sich gern“.

Je trainierter Du darin bist, Dich und andere nach der KAI-Formal anzuerkennen, um so stärker ist diese Frequenz, auf der Du sendest. Deine anderen Frequenzen werden leiser und nicht mehr so leicht gehört. Das heißt, es können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deinem Team bleiben oder zu Dir finden, die Wertschätzung im Arbeitsumfeld bevorzugen.

Wunderst Du Dich, weshalb ich immer so auf diese KAI-Formel dränge, wo doch Koryphäen wie Vera Birkenbihl geschrieben haben, dass auch Lob das Selbstwertgefühl von anderen bestärke?
Vor Jahren war es sensationell, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überhaupt gelobt wurden. Mit der Praxis des Lobens hat sich das Wissen zwischenzeitlich weiterentwickelt.
Ich dringe deshalb auf die KAI-Formel, weil ich es regelmäßig erlebe, dass aufrichtig gemeintes Lob einer Führungskraft Unbehagen bei Angestellten auslöst. Eine Anerkennung nach der KAI-Formel geht dagegen selten nach hinten los. Einen Haken gibt es aber doch.

Der Haken an der Sache

Mit dem Einzug der Anerkennung kann Bewegung in ein Team kommen. Es gibt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die ist Anerkennung ein Gräuel. Sie halten das einfach nicht aus. So kann es sein, dass Teammitglieder kündigen. Und so bedauerlich das ist, wenn Du davor zurückschreckst, eine Kultur der Wertschätzung in Deinem Team zu etablieren, werden andere gehen – nämlich diejenigen, die für ein klares, faires und wertschätzendes Arbeitsumfeld stehen. Du hast die Wahl, wen Du eher ziehen lassen möchtest.

Zusammenfassung

Fassen wir nochmals zusammen:

Atmen und Lächeln hilft, um Dir einen Schubs zu geben, Teammitglieder anzuerkennen. Du kannst auch an frühere, erfreuliche Begebenheiten mit einer Person denken. Du kannst auch an Handlungen der Person denken, von denen andere berichtet haben. Selbst wenn diese Person für Dich ein Anstoß zu Ärgernis ist, funktioniert es.
Dabei solltest nicht vergessen, Dich selbst anzuerkennen. Wenn Du Dich und Deine Mitarbeiterinnen nach der KAI-Formel anerkennst, wirst Du erleben, wie mehr Wertschätzung in Dein Leben einzieht.
Auf meiner Website stehen Dir Downloads zu dieser Folge frei zur Verfügung. In den Shownotes findest Du die entsprechenden Links.
Ich wünsche Dir viel Vergnügen mit der KAI-Formel und den Erleichterungen, die sie Dir bringen wird.
Ich freue mich, dass Du bis zum Ende dabei geblieben bist!
Ich sage tschüs, bis zum nächsten Mal!

Quellennachweise

Vera Birkenbihl: Kommunikationstraining. 2014 (34. Auflage)

Lola Amekor & Heike Hoch: Wenn Du den Raum betrittst, geht die Sonne auf. 2013

Peter Morgan Kash & Tom Monte: Glück wird gemacht: Was Sie an keiner Business School lernen. Audio CD. 2008

Bernd Osterhammel: Pferdeflüstern für Manager. Mitarbeiterführung tierisch einfach. 2016 (2. Auflage)

Claudia Schulz: 3 + 2 Schritte Zeit zu gewinnen. Wie Wohnbereichsleitungen klarer kommunizieren und ihre Aufgaben leichter meistern. 2017