Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt

Der folgende Text ist die ungekürzte Transkription der 8. Folge des Podcasts „wertschätzen und führen“. Der Beitrag ist lediglich zwecks besserer Lesbarkeit mit Überschriften versehen. Das PDF der Transkription steht in Kürze zum Download bereit. Den Download mit der Vorlage für Dein Anerkennungsjournal im PDF-Format steht Dir frei zur Verfügung.

Begrüßung

Hallo und herzlich willkommen zu der 8. Folge Deines Podcasts „wertschätzen und führen“.

In der Folge „Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt“ zeige ich Dir, wie Du das schwere Erbe namens „Eigenlob stinkt“ abschüttelst. Du lernst eine Formel kennen, die es Dir leichter macht, Dich selbst anzuerkennen, egal in welcher Stimmung Du Dich gerade befindest. Du erfährst außerdem, weshalb Dir mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. wenn Du Dich selbst mehr anerkennst

Für wen der Podcast wertvoll ist

Mein Name ist Claudia Schulz, ich bin Inhaberin von Ereignis Coaching, Coach für wertschätzende Kommunikation in Unternehmen, die mehrheitlich Frauen beschäftigen, und Autorin.
Ich freue mich, dass Du meinen Podcast gefunden hast. „Wertschätzen und führen“ ist dann für Dich wertvoll, wenn Du selbst etwas tun möchtest, um die Herausforderungen zu meistern, die sich einer Führungskraft in der heutigen Zeit stellen. Was Du auch tust, es hat eine Wirkung. Und Deine Möglichkeit Einfluss auf Dein Umfeld zu nehmen ist größer, als die meisten Menschen annehmen. Der Podcast dreht sich um die verschiedenen, vielfältigen Ansätze, Methoden und Führungs-Werkzeuge, die Dir zur Verfügung stehen, damit Du die Dinge bewirken und voranzubringen kannst. Sollte es Dir eher darum gehen, andere Menschen zu verändern, so wirst Du hier leider weniger fündig werden.

Das heutige Thema lautet: Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt.

Widerstände gegen Anerkennung

Seit ich Teams coache und trainiere, und das ist jetzt fast ein Jahrzehnt, begegne ich einer riesengroßen Sehnsucht nach Anerkennung in den Teams. Und das ist normal. Menschen sehnen sich nach Anerkennung. Sobald Menschen genug zu essen haben und sich in Sicherheit wiegen, dann kommt das Bedürfnis nach Anerkennung ins Spiel. Wertschätzung kann entscheidend sein, ob Führungskräfte Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in einem Team halten oder ob sie sie verlieren.

Um so erstaunlicher mutet es an, dass heftige Widerstände hochkommen, sobald es darum geht sich selbst und andere wertzuschätzen.

Auf der einen Seite fragen mich Führungskräfte, wer sie denn eigentlich anerkenne, und woher sie die Zeit nehmen sollten, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Honig um den Bart zu schmieren oder die Füße zu küssen.

Auf der anderen Seite sagen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie bräuchten keine Anerkennung, aber wenn es Konflikte gibt, werden schnell Stimmen laut, dass es keine Wertschätzung gebe und warum zuviel verlangt sei, ein paar wertschätzende Worte zu Ohren zu bekommen.

Es ist ein schweres Erbe, das geflügelte Wort „Eigenlob stinkt“

Die Reaktionen in den Trainings und Coachings sind teilweise wirklich krass, wenn ich dann daherkomme und die Anerkennung nach der KAI-Formel einführe und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bitte, sich selbst und eine Kollegin oder einen Kollegen anzuerkennen. Neben Ungläubigkeit und Schmunzeln gibt es auch unverhohlene Ablehnung: Immer wieder kommt es vor, dass Teilnehmerinnen oder Teilnehmer den Raum verlassen, dass sie sagen. „So einen Quatsch tue ich mir nicht an“. Aber einigen habe ich das Gefühl, sie halten Anerkennung schlicht und ergreifend nicht aus. Wenn Du also nach dieser Podcast-Folge beginnst, Dein Team anzuerkennen, braucht Du möglicherweise etwas Geduld für eine Übergangsfrist, bis sich die neue Kultur im Team etabliert hat, Dann aber sind die Vorzüge umwerfend.

Keine Kritik ist nicht mehr Lob genug

Ich bin immer wieder verblüfft wie sehr das kulturelle Erbe nachwirkt, das in Heinrich Manns „Der Untertan“ beschrieben wird und in Michael Hanekes „Das weiße Band“ filmisch dargestellt wird. So war es in der Nachkriegszeit geradezu ein Fortschritt, wenn sich Führungskräfte auf den Standpunkt gestellt haben: „keine Kritik ist doch wohl Lob genug“.

Doch in der heutigen Zeit ist keine Kritik NICHT mehr Lob genug. Es braucht etwas anderes.

Gerade bei jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können gestandene Führungskräfte mit Wertschätzung Punkte machen. Denn selbst Jüngere tun sich erfahrungsgemäß bei dem Thema Anerkennung schwer. Und hier kannst Du als Führungskraft eine Vorbildfunktion einnehmen. Und natürlich profitieren auch ältere Kolleginnen und Kollegen im Team davon.

Wertschätzung und Anerkennung

Wenn ich von Wertschätzung und Anerkennung spreche, so meine ich mit Wertschätzung eine innere Haltung, die besagt. Der Mensch ist ok. Ich kann eine Handlung missbilligen, aber der Mensch ist als Mensch ok.

Unter Anerkennung verstehe ich hier eine bestimmte Form, um Wertschätzung auszudrücken. Diese Form beinhaltet die KAI-Formel.

KAI-Formel

Was verbirgt sich hinter der KAI-Formel?

Diese Formel ist die Weiterentwicklung eines Ansatzes der von der Sage University stammt. KAI steht für

  • K wie konkret
  • A wie absolut
  • I wie inspirierend.

Konkret bezieht sich auf die Handlung, also auf etwas, was ich getan habe oder was eine andere Person getan hat – je nachdem, ob ich mich selbst oder eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter anerkennen möchte. Es geht hier um das Tun, und nicht um das Sein.

Absolut heißt, dass die Anerkennung für einen Augenblick quasi zu einer Oase der Glückseligkeit wird. In diesem Moment der Anerkennung gibt es keine Schwierigkeiten, keinen Kummer, keinen Stress. In diesem Moment gibt es nur Freude, ohne wenn und aber. Es gibt dabei kein obwohl, auch kein trotz und keine weitschweifenden Erklärungen.

Inspirierend heißt, dass es mir zur Freude, zur Begeisterung, zur Inspiration gereicht hat, was ich konkret gemacht habe oder was eine andere Person gemacht hat. Es ist eine Handlung, die mich zum Strahlen bringt, wenn ich daran denke – oder die eine andere Person zum Strahlen bringt, der ich die Anerkennung ausspreche.

Eine Anerkennung nach der KAI-Formel ist eine Aussage, die alle drei Eigenschaften auf sich vereint: konkret, absolut und inspirierend.

Ich nehme an, Du möchtest jetzt Beispiele hören? Gerne.

Ich freue mich riesig darüber und anerkenne Dich dafür, dass Du diese Folge bis hierher gehört hast – das ist eine Anerkennung nach der KAI-Formel.

Gehen wir es einmal durch:

K für Konkret: Dass Du diese Folge bis hierher gehört hast, ist eine konkrete Handlung, die abgeschlossen ist. Wenn ich dagegen sagte, beispielsweise ich freue mich, dass Du da bist, dann wäre es ein schönes Kompliment, aber keine konkrete Handlung, die in der Vergangenheit liegt, dass Du da bist wäre nicht kai-konform.

Die Anerkennung, dass Du diese Folge bis hierher gehört hast, ist absolut, denn der Satz enthält weder ein trotz noch ein obwohl und es gibt auch keine Erklärung. Eine Erklärung in der Anerkennung würde etwa folgendermaßen lauten: Ich nehme an, dass Du bis hierher gehört hast, denn sonst könntest Du meine Anerkennung ja nicht hören. Diesen Zusatz braucht es in der Anerkennung nach der KAI-Formel nicht.

Inspirierend ist es für mich auch, dass Du diese Folge bis hierher gehört hast. Ich strahle über das ganze Gesicht, wenn mein Podcast von mehr und mehr Hörerinnen abonniert wird.
Das ist doch klar, oder?

Und wenn DU Dich AUCH über meine Anerkennung freust, dann hat sie wirklich funktioniert.

Solange Dich erfreut, was Du getan hast, kannst Du Dich dafür anerkennen, selbst wenn es selbstverständlich oder sogar banal anmutet. Das gelingt auch, wenn Du im Moment lieber alles kurz und klein schlagen könntest. Du kannst Dich dann gedanklich in eine andere Situation versetzen und Dich dafür anerkennen, was Du zu dem damaligen Moment gemacht hast. Wäre Deine miese Stimmung ein trüber Teich, so wirkten die Anerkennungen wie klares Wasser, das Du in Deinen trüben Teich einleitetest. Mit der Zeit hellt sich der Teich Stück für Stück auf und so geht es auch mit Deiner Stimmung, wenn Du Dich und andere anerkennst.

Beispiele für Anerkennungen

Was sind weitere Beispiele für Anerkennungen?

Du kannst Dich dafür anerkennen, dass Du dem Diensttausch von zwei Mitarbeiterinnen zugestimmt hast.

Oder Du kannst Dich dafür anerkennen, dass Du eine Mitarbeiterin ermutigt hast, eine Fortbildung zu machen.

Die folgenden Aussagen sind dagegen eher Komplimente: Ich bin sportlich, ich bin musikalisch, ich bin aktiv, ich bin immer für andere da.

Es liegt an der Beschaffenheit unseres Unterbewusstseins, weshalb Komplimente nicht so gut funktionieren wie die Anerkennungen nach der KAI-Formel.

Das wirst Du schnell feststellen, wenn Du damit beginnst Dich und andere mehr anzuerkennen. Übrigens müssen Anerkennungen nicht immer laut formuliert werden. Du kannst sie auch im stillen Kämmerlein für Dich und andere denken. Sie wirken, selbst wenn sie über hunderte von Kilometern hinweg gedacht werden.

Wertschätzung für Dich

Eingangs habe ich angekündigt, dass Du erfährst, weshalb Dir mehr Wertschätzung entgegengebracht wird, wenn Du Dich selbst anerkennst.

Eine recht treffende Antwort auf dieses Rätsel gibt der Volksmund: wie Du in den Wald hineinrufst, so schallt es zu Dir zurück. Wenn Du Dich trainierst, Dich selbst anzuerkennen, dann kannst Du die Anerkennung von anderen – und selbst das Lob von anderen – leichter hören und annehmen. Du glaubst gar nicht, wie viele aufrichtig gemeinte und nette und anerkennende Worte sich in Luft auflösen, weil die Adressatin sie nicht annimmt, sondern abwehrt. Kolleginnen und Kollegen beklagen sich, dass sie keine Anerkennung bekämen. Dabei schlagen sie, ohne es zu merken, Anerkennungen so weit von sich als wollten sie beim Baseball einen Home Run erzielen.

Résumée

Fassen wir nochmals zusammen: Anerkenne Dich und Du wirst anerkannt.

Wie schüttelst Du das Erbe ab, dass es sich nicht gehört, sich selbst zu loben?

Ganz klar – mit Anerkennungen nach der KAI-Formel, am besten mindestens drei Anerkennungen für sich selbst und eine Anerkennung für eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter des Teams pro Tag. Wenn es leichter wird, anfangs mit Familienmitgliedern zu beginnen, ist das auch prima.

Wie bekommst Du die Wertschätzung von anderen, die Du Dir wünschst?

Indem Du Dich selbst mit der KAI-Formel anerkennst. Diese Übung unterstützt Dich, Dich selbst wertzuschätzen, und wenn Du das tust, fällt es anderen leichter, Dich wertzuschätzen. Es lohnt sich, die KAI-Formel zu trainieren. Auf meiner Website steht ein Download mit der Vorlage für Dein Anerkennungsjournal im PDF-Format bereit. Es steht Dir frei zur Verfügung.

Ich wünsche Dir viel Vergnügen dabei, Dich selbst anzuerkennen und mehr Wertschätzung von anderen anzunehmen!

Ich freue mich, dass Du bis zum Ende dabei geblieben bist!

Ich sage tschüs, bis zum nächsten Mal!

Sehnst Du Dich nach weiteren Impulsen, Natur und frischer Luft?

Dann lässt sich das Nützliche mit dem Schönen verbinden!

Im Sommer 2021 wartet Ereignis Coaching im Naturpark Stechlin – Ruppiner Land mit einem neuen Angebot auf:

Mitarbeiterführung im Homeoffice
Die besondere Art sich auf die neuen Anforderungen einzustellen
Tagesworkshop mit Pferden und Umsetzungs-Begleitung
Für Frauen in Führung 50+

Weitere Informationen findest Du unter dem folgenden Link:

https://ereigniscoaching.de/event/mitarbeiterfuehrung-im-homeoffice

 

Im Sommer 2022, wenn sich das Leben voraussichtlich wieder normalisiert hat, gibt es sogar die Möglichkeit an vier Tagen mit Pferden die Führungspersönlichkeit zu entwickeln und Führungskompetenzen zu stärken.

Weitere Informationen und Termine finden sich schon jetzt auf der Website: https://ereigniscoaching.de/fuehrungskraefte-training-mit-pferden

Quellennachweise

Heike Hoch & Lola Amekor: „Wenn Du den Raum betrittst, geht die Sonne auf“. Wertschätzende Kommunikation für den Alltag

Claudia Schulz: 3 + 2 Schritte Zeit zu gewinnen. Wie Wohnbereichsleitungen klarer kommunizieren und ihre Aufgaben leichter meistern. 2017

Heinrich Mann: Der Untertan, siehe auch 4. Folge 
Das weiße Band – eine deutsche Kindergeschichte, Kinofilm von Michael Haneke, 2009