Wie entsteht Vertrauen im Homeoffice?

Herzlich willkommen zu der 19. Folge Deines Podcasts „wertschätzen und führen“. Ich freue mich sehr, dass Du da bist. In der Folge „wie entsteht Vertrauen?“ lernst Du die drei Komponenten kennen, die Vertrauen wachsen lassen und stärken. Und Du erfährst, weshalb Vertrauen elementar ist, um Teams im Homeoffice zu leiten.

Hier kannst Du die ungekürzte Transkription der 19. Folge „wie entsteht Vertrauen im Homeoffice“ nachlesen.

Einführung

Mein Name ist Claudia Schulz, ich bin Inhaberin von Ereignis Coaching, Coach und Autorin. Ich stehe Führungskräften zur Seite, von der Geschäftsführung bis in mittlere Positionen, die mehrheitlich Frauen in ihren Teams beschäftigen. Neben Einzelcoachings schule ich Führungskräfte, sich souverän auf den vier Handlungsfeldern für erfolgreiche Führung zu bewegen: Unterbewusstsein, Kommunikation, Werte und die Führungsaufgaben. Um sie zu stärken, biete ich Führungskräften auch pferdegestützte Coachings und Trainings an.

Wenn Du Deine Führungskompetenzen weiterentwickeln und etwas bewegen möchtest, bist Du bei „wertschätzen und führen“ von Ereignis Coaching goldrichtig.

Wie entsteht Vertrauen?

Es ist leider nicht damit getan, Vertrauen EINZUFORDERN.

„Du musst mir doch auch einmal vertrauen“, ist leichter gesagt als getan. Wie heißt es in der bekannten Redewendung? „Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser“. Doch wie soll Kontrolle ausgeübt werden, wenn sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice befinden?

Diese Frage lässt sich schnell beantworten: Es gibt kaum Kontrollmöglichkeiten.

Wem jetzt der Schreck in die Glieder fährt, sei beruhigt. Diese Aussage birgt weniger Schrecken als es erscheinen mag. An dieser Stelle sei ein Kunde zitiert, der als Geschäftsführer knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Inzwischen sind ausnahmslos alle im Homeoffice, die Bürofläche ist verkleinert, so dass Treffen mit dem ganzen Team nur noch virtuell möglich sind. Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist gewachsen. Er sagte mir, „Claudia, seien wir doch einmal ehrlich. Ich konnte meine Mitarbeiter auch nicht kontrollieren als sie bei uns in dem Büro saßen. Es ist doch eine Illusion, dass ich wüsste, was jeder seine acht Stunden am Tag macht.“

Vertrauen braucht es zweifellos auch in konventionellen Teams, um sich gegenseitig zu unterstützen und effizient miteinander zu arbeiten. Führungskräfte, die Teams im Homeoffice leiten, tun gut daran, besonderes Augenmerk auf das Thema Vertrauen zu lenken. Vertrauen ist der zweite [Stützpfeiler], um Teams auf Distanz zu führen. Über die Teamziele habe ich in der letzten, der 18. Podcast-Folge gesprochen, die ich Dir nochmals ans Herz lege.

Damit sich die Sache mit dem Vertrauen jedoch nicht zu einem Desaster auswächst, gibt es drei [Komponenten], die dem Wachstum von Vertrauen förderlich sind.

Wie entsteht Vertrauen im Homeoffice?

Drei  Komponenten begünstigen, dass Vertrauen entsteht:

  1. Sich entscheiden, Vertrauen zu schenken
  2. Sagen, was Du tust, und tun, was Du sagst
  3. Raum für persönliche Begegnungen schaffen ]

Was besagt das im Einzelnen?

  1. Sich entscheiden, Vertrauen zu schenken

Was versteht man eigentlich unter Vertrauen?

Der Duden definiert Vertrauen als „festes Überzeugtsein von der Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit einer Person, Sache.“

Es mag sonderbar klingen, sich für Vertrauen, für Überzeugtsein zu entscheiden. Wie soll das gehen, wenn sich innerlich Zweifel regen?

Hier hilft Dir Podcast-Folge 14 – mit drei Schritte zur Selbstkontrolle. Um es hier abzukürzen: Du wendest den „Blick“ von Deinen Zweifeln ab, Du konzentrierst Dich darauf, an die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter zu glauben und darauf, was ihr gemeinsam erreichen wollt, Euer Ziel.

Vertrauen erweckt Vertrauen.

Vertrauen lohnt sich.

Vertrauen habe sogar finanzielle Auswirkungen, wie Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Los Angeles laut Internetportal karrierebibel festgestellt haben: Wer viel vertraut, verdiene bis zu 20 Prozent mehr als jene mit großem Misstrauen.

Du kannst Dich dafür entscheiden, Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu vertrauen. Damit Du nicht in blindes Vertrauen stürzt, kommt eine weitere Komponente ins Spiel.

  1. Sagen, was Du tust, und tun, was Du sagst

Wenn Dein Team im Homeoffice gut funktionieren soll, dann kommt der horizontalen Kommunikation mehr Bedeutung zu als in konventionellen Teams. Darauf haben Stöger und Thomas in „Teams ohne Grenzen“ hingewiesen. Der Leitsatz: sagen, was Du tust, und tun, was Du sagst, wirkt, wenn er ebenso für Dich als Führungskraft wie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team gilt.

Mit diesem Leitsatz gelingt es, Person und Handlung zu trennen.

Eine Psychologin sagte mir jüngst, es sei nicht möglich, Person und Handlung zu trennen, denn beides hänge schließlich zusammen. Das ist natürlich richtig. Doch in meinem Gebrauch der Sprache kann ich Personen und Handlungen trennen, und das ist in einem Team sehr fruchtbar. Person und Handlung zu trennen bedeutet in diesem Sinne: Ich spreche darüber, was eine Person getan hat und nicht darüber wie eine Person ist. Im Arbeitsalltag ist es nahezu umgekehrt, Kolleginnen und Kollegen werden be- oder verurteilt. Da ist jemand unpünktlich, unkooperativ, zu langsam, zu schnell und so weiter und so weiter. Seltener sind Rückmeldungen wie die folgenden zu hören: „Es war abgesprochen, dass ich die Beschlussvorlage am 15. bekomme. Du hast sie mir aber erst am 20. vorgelegt.“ Ein solches Feedback ist etwas anderes als einer Person zu sagen, sie sei unzuverlässig.

Diese sprachliche Genauigkeit hilft Dir, den Blick auf das zu richten, was funktioniert und was nicht funktioniert. Wenn Du Absprachen mit Deinem Team triffst, kannst Du Dich darauf konzentrieren, ob die Absprachen eingehalten wurden oder nicht. Dadurch rutschen persönliche Befindlichkeiten in den Hintergrund.

Du kannst Dich entscheiden zu vertrauen und hast mit den Absprachen zugleich ein Netz um nicht abzustürzen. Wenn eine Mitarbeiterin permanent Absprachen ignoriert, braucht es allerdings Konsequenzen.

Selbstredend solltest Du als Führungskraft Deiner Vorbildfunktion nachkommen und Dich Deinerseits an Absprachen halten.

  1. Raum für persönliche Begegnungen schaffen

Thomas Knüwer hat im Juni 2021 in einem Artikel zu Homeoffice bei Xing geschrieben: Es sei alles noch schlimmer gekommen als er vermutet habe. Er halte es für einen großen Fehler, Homeoffice zur Grundeinstellung des Arbeitens zu machen, indem physische Arbeitsplätze reduziert würden. Medizinische Probleme, Erosion der Unternehmenskultur, Mangel an Kreativität und weitere Probleme würden durch Homeoffice hervorgerufen.

Wenn durch die strukturellen Veränderungen gewiss neue Probleme geschaffen werden, diesen Punkt stelle ich überhaupt nicht in Abrede, so bezweifele ich jedoch, dass Homeoffice zwangsläufig eine Erosion der Unternehmenskultur nach sich zieht. Allerdings braucht es im Homeoffice eine andere Form von Führung. Vertrauen spielt hier eine elementare Rolle.

Daher ist die 3. Komponente von Bedeutung, nämlich virtuelle Räume für persönliche Begegnungen zu schaffen wie ein Internet-Café. Etliche Führungskräfte machen sich an dieser Stelle Sorgen, dass sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig fürs Quatschen bezahlt würden. Das ist für mich nicht der heikle Punkt. Denn miteinander reden, das tun Teammitglieder in konventionellen Teams auch, und dabei können Fragen auch noch schneller untereinander geklärt werden.

Bedeutender für die Leistungsfähigkeit eines Teams und für den Teamfrieden ist es, gemeinsam Regeln aufzustellen, wie das Team im virtuellen Raum miteinander umgehen möchte, wie miteinander gesprochen wird, etwa die Trennung von Person und Handlung, oder dass Kolleginnen und Kollegen nicht verurteilt werden, bloß weil sie gerade nicht im virtuellen Raum sind.

Zusammenfassung

Fassen wir noch einmal zusammen:

Vertrauen ist eines der Lebenselixiere für Teams im Homeoffice. Vertrauen wächst, und zugleich hast Du die Möglichkeit das Wachstum zu befördern, indem Du Dich 1. entscheidest zu vertrauen, indem Du 2. sagst, was Du tust, und tust, was Du sagst und Absprachen mit Deinem Team triffst, die eigenhalten werden, und indem Du 3. Virtuelle Räume für persönliche Begegnungen schaffst, die im Rahmen von Teamregeln stattfinden.

Vertrauen lernen, sich für Vertrauen zu entscheiden, lässt sich ganz wunderbar mit Pferden trainieren. Ich selbst bin im Norden von Berlin, aber auch in anderen Regionen gibt es hervorragende Kolleginnen und Kollegen, solltest Du nicht im Berliner Raum sein. Wenn Du Hinweise für Deine Region benötigst, schreib mich gerne an. Die eMail findest Du in den Shownotes.

Es freut mich, dass Du bis zum Schluss dabei geblieben bist und ich sage tschüs – bis zum nächsten Mal.

Literaturnachweise

https://karrierebibel.de/vertrauen, Version vom 20.12.2020, gelesen 17.09.2021

Gabriele Stöger & Gary Thomas: Teams ohne Grenzen. Und es geht doch: Virtuelle Teams erfolgreich vernetzen, führen, leben. Hörbuch 2014.

https://www.xing.com/news/insiders/articles/home-office-es-ist-alles-noch-schlimmer-4100838, gelesen 28.09.2021.

Foto

Claudia Schulz

Mit herzlichem Dank an Brigitte Windt für die freundliche Unterstützung.