Ein gutes Team ist kein Zufall

Wenn Frauen mit Männern streiten, ziehen sie oft den Kürzeren. Sie kommen viel, viel weiter, wenn sie die Männer für ihre Ziele gewinnen. Aber wie soll das gehen, wenn  jemand gerade platzen könnte vor Wut oder heulen möchte vor Enttäuschung? 

Jüngst habe ich Zeit mit einem Paar verbracht, bei dem es überwiegend harmonisch war. Von Zeit zu Zeit jedoch hat die Frau den Mann in schroffen Ton gemaßregelt. Für mich als Außenstehende gab es dafür keinen ersichtlichen Grund. Ich habe den Mann als ruhig, hilfsbereit und unterstützend wahrgenommen. Solche Situation kennen viele Frauen aus eigener Erfahrung, als Beobachterin oder als Akteurin. Ein Mann tut etwas und drückt damit bei einer Frau „die Knöpfe“ – privat wie beruflich.

Wenn bei Frauen Emotionen hochkochen, sei es, dass sie wütend, verletzt oder genervt sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie etwas persönlich genommen haben. In der wertschätzenden Kommunikation geht man davon aus, dass Kritik an einer Person Ausdruck für eigene unerfüllte Bedürfnisse ist. Meine Emotionen haben demnach weniger mit dem Anderen als mit mir selbst zu tun. Das anzuerkennen ist ein wichtiger Schritt, wenn ich mir eine Kommunikation mit Männern wünsche, die mich beflügelt und unterstützt.

Neue Wege gehen

Emotionen wie Wut, Enttäuschung oder Verletzung anzuerkennen, ist das Gegenteil von „überspielen“ oder „schönreden“. Emotionen sind ein verlässlicher Kompass, um dem auf die Spur zu kommen, was ich mir wirklich wünsche. Was hätte ich denn gerne? Und wie kann ich das erreichen? Vielen Frauen ist das nicht klar, auch wenn es klar zu sein scheint. Ich erlebe in meiner Arbeit mehr Frauen, die das Beste aus einer Situation machen, als Frauen, die tun, was sie wirklich wollen und was ihren Stärken entspricht. Dessen bin ich mir so sicher, weil es die Pferde, mit denen ich arbeite, immer wieder zeigen. Pferden können wir nichts vormachen. Sie machen unmissverständlich klar, was wirklich in uns vorgeht, selbst wenn es unendlich tief unter sozialen, gesellschaftlichen oder religiösen Prägungen verschüttet ist. Kundinnen, die diesen Moment erlebt haben, in dem sie mit dem verbunden waren, was sie wirklich wollen, erzählen noch nach Monaten und Jahren davon.

Wenn eine Frau Dinge persönlich nimmt, ist es erfahrungsgemäß nicht mit einem Fingerschnippen getan, damit diese die sachliche und zwischenmenschliche Ebene zu trennen vermag. Dazu bedarf es mehrerer Schritte. Ich selbst war eine der Kandidatinnen, die früher ständig gehört hat, „nimm es doch nicht persönlich“, und ich wusste nicht einmal, was damit gemeint war. Ich wurde sogar noch wütender, weil ich nun einmal eine Person bin und nicht verstanden habe, wie ich etwas nicht persönlich nehmen könnte. Seitdem ich die sachliche und zwischenmenschliche Ebene trennen kann, ist mein Leben unendlich einfacher und sonniger geworden. Daraus ist das Angebot „Respektiert – anerkannt – beflügelt“ entstanden, in dem meine Pferde und ich Frauen unter anderem darin trainieren, Dinge nicht persönlich zu nehmen.

Jetzt und heute beginnen

Was jeder Mensch sofort tun kann, ohne je ein Training zu besuchen, ist sich zu entscheiden, eine wertschätzende innere Haltung einzunehmen. Das bedeutet den Blick auf das zu richten, was funktioniert. Wenn in einer Angelegenheit etwas gegangen ist, führen Sie sich zugleich vor Augen, welche zwei, drei, vier Aufgaben Sie anstandslos erfüllt haben. Sie kommen dabei in friedfertigere Stimmung und können leichter bei Ihrem Partner oder Team ansprechen, was das nächste Mal anders laufen sollte.  Eine wertschätzende innere Haltung heißt auch, sich nicht über andere zu beschweren oder andere zu kritisieren. Wenn Sie das beherzigen, können Sie nur noch eine einzige Person zur Verantwortung ziehen: Das sind Sie! Das ist grandios, ich kann es nicht oft genug sagen, weil Sie auch die einzige Person sind, die etwas in Ihrem Leben ändern kann. Wenn ein Mitarbeiter seinen Job nicht macht, haben auch Sie als Führungskraft den Ihren nicht gemacht. Wenn Sie sich nur über den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin beschweren, kann sich nicht viel ändern.

Ein Experiment

Haben Sie Lust etwas auszuprobieren? Hier eine Anregung: Versuchen Sie einmal spaßeshalber, drei Tage lang sich über niemanden zu beschweren. Sollten Sie es doch tun, fangen Sie von vorne an zu zählen. Dabei können Sie gleich trainieren, in der wertschätzenden Haltung zu bleiben und sich nicht über sich selbst zu beschweren, wenn es nicht funktioniert hat. Sie können sich dafür anerkennen, dass Sie dieses Experiment durchführen und beobachten, was mit Ihnen und Ihrem Umfeld geschieht. Rufen Sie sich dabei gerne in Erinnerung, dass Kritik, die Sie äußern, Ausdruck eines eigenen unerfüllten Bedürfnisses ist.  Wenn Sie es geschafft haben, freue ich mich riesig über eine Rückmeldung, wie es Ihnen dabei ergangen ist und wie lange es gedauert hat. Und wenn es Ihnen schwer fällt, melden Sie sich auch gerne – ich liebe Rückmeldungen und Anhaltspunkte, wie meine die Artikel bei Ihnen ankommen.

Claudia Schulz, Ereignis Coaching

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