Was Lob und Anerkennung unterscheidet

Der HR-REPORT 2014/2015, Schwerpunkt Führung,  hat unter den befragten Entscheidern ermittelt, dass „Sozialkompetenz von Führungskräften heute das bei weitem wichtigste Feld (78 %) istGleichzeitig sehen [die befragten Entscheider] hier aber mit 72 % den größten Handlungsbedarf.“

Anerkennungen und Feedback sind zu zwei wichtigen Führungsinstrumenten in Betrieben geworden. Dabei wird Lob oftmals mit Anerkennung verwechselt. Worin besteht der Unterschied?

Anerkennungen

Anerkennungen sind stets konkret, absolut und bringen sich selbst bzw. den oder die Andere zum Strahlen.

Was heißt konkret?

Ich anerkenne mich selbst oder jemanden dafür, was ich gemacht habe oder die andere Person gemacht hat. Das können auch kleine Dinge sein, wie jemandem einen Kaffee mitzubringen oder das Druckerpapier nachzufüllen. Entscheidend ist, dass eine Person etwas GETAN HAT hat und Sie sich WIRKLICH darüber gefreut haben. Anerkennung beantwortet die Frage: Wer hat was wann gemacht? Sätze, die ein „immer“ enthalten, sind nicht konkret. Eine Anerkennung wäre etwa, „Klasse, dass Du heute Morgen den Termin für mich eingetragen hast“.

Was heißt absolut?

Konzessive Satzverbindungen wie obwohl, trotz oder trotzdem bekräftigen scheinbar eine Aussage. Tatsächlich vermindern sie jedoch die Wirkung eines Satzes.

  • „Ich freue mich, dass Du heute um 8 Uhr beim Meeting warst“

Dieser Satz hat eine stärkere Wirkung als

  • „Ich freue mich, dass Du heute um 8 Uhr beim Meeting warst, obwohl Stau war“.

Merken Sie den Unterschied, wenn Sie die beiden Sätze mit einer kleinen Pause nacheinander aufsagen? Spätestens, wenn Sie Kolleginnen oder Kollegen anerkennen und achtsam sind, wie unterschiedlich diese auf einen Satz mit „obwohl“ und auf einen Satz ohne Einschränkung reagieren, werden Sie es wahrnehmen.

Was heißt strahlen?

In der wertschätzenden Kommunikation ist es völlig unerheblich, warum ein Mensch bei der einen Anerkennung strahlt, bei der anderen das Gesicht verzieht. Das einzig Entscheidende ist, OB ein Mensch dabei strahlt. Wenn er es nicht tut, schenken Sie einfach eine weitere Anerkennung und beobachten, ob diese ankommt, und nehmen das Ganze nicht persönlich.

Was unterscheidet Lob von Anerkennung?

Ein Lob kann durchaus eine Anerkennung sein, wenn es die oben genannten Kriterien erfüllt: konkret, absolut, inspirierend. In der Unternehmenspraxis ist ein Lob jedoch oftmals allgemein, bewertend und einer Kritik vorangestellt, so dass die Aussage bei der gelobten Person überhaupt nicht ankommt.

Was heißt allgemein?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die etwa zu hören bekommen, „Toll, dass Sie so gut arbeiten“ oder „Sie machen immer so gute Arbeit“, haben berichtet – und das gilt insbesondere für Frauen -, dass sie sich bei einem Lob unbehaglich gefühlt und an die Momente gedacht haben, in denen sie keine so gute Arbeit geleistet haben. Bei ihnen hat das Lob nicht etwa ein erhebendes, sondern ein unangenehmes Gefühl ausgelöst.

Was heißt bewertend?

Lob hat oftmals mit Hierarchie zu tun und beinhaltet Wertungen wie „Klasse, dass Sie dieses Halbjahr viel bessere Ergebnisse erzielt haben“. Die angesprochene Mitarbeiterin hat mir später berichtet, dass sie sich sofort gefragt hätte, was sie im vergangenen Jahr versäumt oder falsch gemacht habe. Das von ihrem Chef wirklich nett gemeinte Lob ist verpufft. Eine Anerkennung wäre gewesen, „Klasse, dass Sie dieses Vierteljahr drei neue Kunden für uns gewonnen und unser Quartalsergebnis um 13 Prozent gesteigert haben“.

Lob als Vehikel für Kritik

In Ratgebern für Feedback wird oftmals empfohlen, bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erst die lobenden Aspekte zu erwähnen und dann die Kritik anzuführen. Mir sagen hingegen immer wieder Kundinnen und Kunden, dass sie höchst alarmiert seien, wenn sie gelobt werden und gar nicht richtig hinhörten, sondern sich innerlich für die Kritik wappneten, die sie antizipierten. Das ist etwas völlig anderes als „jemanden zum Strahlen zu bringen“.

Anerkennung kommt von Herzen

Menschen spüren, ob Sie ihnen aus strategischen Gründen ein Lob aussprechen oder ob Sie sich aufrichtig darüber freuen, dass jemand etwas für sich, für Sie oder für Ihr Unternehmen getan hat. Die Anerkennung  kommt an, auch wenn Sie Antworten bekommen wie, „Das ist doch ganz normal“ oder „Das war doch nicht mein Verdienst“. Das Lächeln oder die strahlenden Augen sind ein sicheres Zeichen dafür, dass Ihre Anerkennung bei Ihrem Gegenüber angekommen ist.

Sie haben mit Anerkennungen eine Möglichkeit, ebenso Ihren Vorgesetzten wie Ihren Mitarbeitenden zu sagen, was Sie erfreut, und aktiv zu einer angenehmeren Arbeitsatmosphäre in Ihrem Betrieb beizutragen.